In welchen Fällen lohnt sich eine Klavierreparatur?
posted am: 10 August 2023
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Besitzer von älteren Klavieren und Flügeln, denen ihre Jahre deutlich anzumerken sind, fragen sich oft: Lohnt sich noch eine Klavierreparatur? In der Tat gibt es Instrumente, deren Instandsetzung sehr aufwendig wäre, sodass eine Neuanschaffung die bessere Lösung sein kann. Das ist aber eher selten der Fall. Vor allem die Markenklaviere und -flügel verdienen es, wieder instandgesetzt zu werden. Baumeister wie Bechstein, Steinway, Bösendorfer, Fazioli, Schimmel oder Blüthner haben die Klaviere für Jahrhunderte konzipiert. Nach einer Reparatur oder Restauration klingen sie wie neu und sehen auch wieder fabrikneu aus.
Was gehört zu einer Klavierreparatur?
An Klavieren gibt es viele Teile, die einem Verschleiß durch das Spiel unterliegen. Andere leiden unter Umgebungsbedingungen wie der trockenen Luft oder haben manchmal einen Transport nicht unbeschadet überstanden. Das wären zum Beispiel der Stimmstock, der Resonanzboden, die Füße und der Lack. Das Spielwerk nutzt sich mit den Jahrzehnten unweigerlich ab, die Stimmung der Saiten sinkt etwas. Die Tasten werden allmählich gelb, dagegen hilft ein Elfenbeinbleaching. Jedes Klavier besteht aus rund 7.000 Teilen, die aus Holz, Elfenbein, Metall, Filz, Lacken und Tuchen gefertigt wurden. Die Mechanik erzeugt beim Spielen mehrere Hundert Scheuerstellen. Ein Verschleiß ist unumgänglich. Dennoch lassen sich die Schäden praktisch immer beheben. Manchmal genügt es, einige hängende Tasten wieder in Gang zu bringen, die Saiten nachzustimmen, den Resonanzboden zu reparieren oder die Hammerkopffilze abzuschleifen. In anderen Fällen rät der Klavierbauer zu einer vollständigen Restauration, welche die gesamte Mechanik, die akustische Anlage und das Möbelwerk umfasst. Diese Arbeit kann 200 Stunden dauern, doch nach ihrem Abschluss hat das Instrument ein zweites Leben erhalten.
Originalgetreue Klavierreparatur
Wichtig ist für die älteren Flügel und Klaviere, dass die Reparatur originalgetreu ausgeführt wird. Dazu gehört der Einsatz von Bernsteinlack für den Resonanzboden oder Schellack für den Korpus und die Restauration der Oberfläche nach dem historischen Vorbild: Gerade die Flügel wirken optisch durch die ursprüngliche Intention ihrer Gestaltung mit einer hochglänzenden, seidenmatten, offenporigen oder spiegelnden Politur. Für den Klang spielt der Zustand der Saiten, der Hammerköpfe, der Tasten und des Resonanzbodens eine Rolle. Gerade intensiv übende Pianistinnen bemerken manchmal Unregelmäßigkeiten in der Tastatur, die sich aber gleichmäßig nachregulieren lassen. Jede Taste soll 9,5 – 10,0 mm Spieltiefe aufweisen und sich mit 50 g Gewicht vollständig herunterdrücken lassen (nicht mehr und nicht weniger). Dass diese Mechanik durch den Gebrauch einem Verschleiß unterliegt, versteht sich von selbst. Bei der Klavierreparatur wird wieder der angedachte Zustand hergestellt. Dasselbe betrifft die Dämpfung durch das rechte Pedal. Sie soll sich exakt mit dessen Drücken anheben, um den gewünschten Nachhall zu erzeugen. Auch hier stellen die Musiker bei älteren Instrumenten Abweichungen fest, welche die Werkstatt wieder behebt. Dieser Aufwand lohnt sich mit Sicherheit!
Weiterführende Informationen hierzu können Sie beispielsweise auf der Webseite Florian Stoll - Klavier- und Cembalobaumeister finden.